Ernährungstherapie: Nahrung als Medikament

 

Ernährungstherapie ist der gezielte Einsatz von Ernährung zur Prävention, Behandlung oder Linderung von Krankheiten und Symptomen. Sie wird von qualifizierten Ernährungsfachkräften (z.B. Ernährungsberatern, Diätassistenten) durchgeführt und ist oft ein integraler Bestandteil der medizinischen Behandlung.

  • Bei Diabetes Mellitus: Die Ernährungstherapie zielt darauf ab, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und Komplikationen zu vermeiden. Dies beinhaltet die Kontrolle der Kohlenhydratzufuhr, die Bevorzugung von komplexen Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index, eine ausreichende Ballaststoffzufuhr und die Begrenzung von gesättigten Fetten. Bei Typ-2-Diabetes kann eine gezielte Ernährung oft die Notwendigkeit von Medikamenten reduzieren oder sogar eine Remission ermöglichen.

  • Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Hier steht die Reduktion von Risikofaktoren wie hohem Cholesterinspiegel, Bluthochdruck und Übergewicht im Vordergrund. Die Ernährungstherapie fördert den Konsum von untermättigten Fettsäuren (z.B. aus Olivenöl, Nüssen, Fisch), reichlich Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und einer reduzierten Aufnahme von gesättigten Fetten, Transfetten, Natrium und zugesetztem Zucker. Die Mittelmeer-Diät ist hier oft ein empfohlenes Modell.

  • Bei Lebensmittelallergien und -intoleranzen: Die Therapie besteht darin, die auslösenden Lebensmittel oder -bestandteile strikt zu meiden. Dies erfordert eine genaue Kenntnis der Zusammensetzung von Lebensmitteln und eine sorgfältige Etikettenprüfung. Beispiele sind die glutenfreie Ernährung bei Zöliakie oder der Verzicht auf Laktose bei Laktoseintoleranz. Die Ernährungstherapie hilft hier, Mangelerscheinungen zu vermeiden, die durch den Ausschluss ganzer Lebensmittelgruppen entstehen könnten.

  • Bei Verdauungsproblemen: Bei Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa wird die Ernährung individuell angepasst, um Symptome zu lindern und Entzündungen zu reduzieren. Dies kann spezielle Diäten (z.B. FODMAP-Diät) oder die Anpassung von Ballaststoffzufuhr und Fettgehalt umfassen.

  • Bei Nierenerkrankungen: Hier wird die Zufuhr von Proteinen, Natrium, Kalium und Phosphor oft eingeschränkt, um die Belastung der Nieren zu reduzieren und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.

Ernährungstherapie ist immer individuell und sollte unter professioneller Anleitung erfolgen, da eine unsachgemäße Umstellung der Ernährung auch zu Mangelerscheinungen führen kann.


 

Nahrungsergänzungsmittel: Ergänzung oder Notwendigkeit?

 

Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind Produkte, die dazu bestimmt sind, die normale Ernährung zu ergänzen. Sie enthalten konzentrierte Mengen an Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren, Fettsäuren, Ballaststoffen oder anderen Substanzen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung. Sie sind als Pillen, Kapseln, Pulver oder Flüssigkeiten erhältlich.

  • Zweck: NEM sollen Nährstofflücken schließen, die durch eine unzureichende oder einseitige Ernährung entstehen können. Sie können auch gezielt bei erhöhtem Bedarf (z.B. Schwangerschaft, intensivem Sport) oder bei bestimmten Erkrankungen eingesetzt werden.

  • Beispiele für sinnvolle Ergänzungen:

    • Vitamin B12: Für Veganer und oft auch für Vegetarier unerlässlich, da es fast ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt.

    • Vitamin D: Besonders in sonnenarmen Monaten oder bei geringer Sonnenexposition kann eine Supplementierung sinnvoll sein, da die Haut in Mitteleuropa oft nicht genug eigenes Vitamin D produziert.

    • Jod: In Regionen mit Jodmangel im Boden kann eine Supplementierung ratsam sein, insbesondere bei Schwangerschaft und Stillzeit.

    • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA): Für Menschen, die wenig fetten Fisch essen, kann eine Ergänzung aus Fischöl oder Algenöl sinnvoll sein.

    • Folsäure: Für Frauen mit Kinderwunsch und in der Frühschwangerschaft zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten.

  • Kritische Betrachtung: NEM sind kein Ersatz für eine ausgewogene und vielfältige Ernährung. Ein Großteil der Bevölkerung benötigt bei einer gesunden Ernährungsweise keine zusätzlichen Präparate. Eine unkontrollierte Einnahme hoher Dosen kann schädlich sein (z.B. Überdosierung fettlöslicher Vitamine). Es ist ratsam, vor der Einnahme von NEM den Nährstoffstatus ärztlich abklären zu lassen und gegebenenfalls eine Fachperson zu konsultieren.