Kräuterkunde: Die Apotheke der Natur

 

Willkommen in der faszinierenden Welt der Kräuter! Seit Jahrtausenden nutzen Menschen die Kraft der Pflanzen für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Diese detaillierte Kräuterkunde soll dir einen umfassenden Einblick in einige der wichtigsten und vielseitigsten Kräuter geben. Sie ist alphabetisch geordnet und liefert dir detaillierte Informationen zu Vorkommen, Erntezeit, Inhaltsstoffen (inkl. relevanter chemischer Verbindungen) und Verzehrempfehlungen oder Anwendungsformen.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen der Aufklärung und als Nachschlagewerk. Sie ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder vor der Anwendung von Heilkräutern, insbesondere in größeren Mengen oder bei Schwangerschaft/Stillzeit, sollte immer ein Arzt, Apotheker oder qualifizierter Heilpraktiker konsultiert werden. Viele Pflanzen interagieren mit Medikamenten oder können bei unsachgemäßer Anwendung Nebenwirkungen haben.


 

1. Augentrost (Euphrasia officinalis agg.)

 

 

Augentrost ist eine Gattung von etwa 450 Arten, die in Mitteleuropa auf mageren, eher trockenen Wiesen, Weiden und Heiden, oft an sonnigen Standorten, zu finden sind. Er ist ein Halbschmarotzer, der auf den Wurzeln von Gräsern wächst. Die Erntezeit für das blühende Kraut ist von Juli bis September, wenn die Pflanze in voller Blüte steht.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe von Augentrost sind Iridoidglykoside, wie zum Beispiel Aucubin und Catalpol, die für ihre entzündungshemmenden und adstringierenden (zusammenziehenden) Eigenschaften bekannt sind. Weiterhin enthält die Pflanze Flavonoide wie Quercetin und Kaempferol, die antioxidativ wirken, sowie Gerbstoffe und geringe Mengen an ätherischen Ölen und Phenolsäuren.

Die Anwendung von Augentrost erfolgt hauptsächlich äußerlich zur Linderung von Augenbeschwerden. Ein Teeaufguss aus dem getrockneten Kraut wird für Umschläge oder Augenbäder verwendet, um Entzündungen der Bindehaut, Lidrandentzündungen, Gerstenkörner sowie rote und gereizte Augen zu behandeln. Hierfür übergießt man 1-2 Teelöffel getrocknetes Kraut mit 250 ml kochendem Wasser, lässt es 10 Minuten ziehen und filtert es sorgfältig durch ein feines Sieb oder einen Kaffeefilter, um Schwebstoffe zu vermeiden. Der Aufguss sollte nur lauwarm angewendet werden, und es ist wichtig, für jedes Auge einen frischen, sterilen Tupfer zu verwenden. Innerlich kann Augentrost-Tee bei Schnupfen und Erkältungen zur Schleimlösung und Entzündungshemmung beitragen. Wichtiger Hinweis: Bei Augenanwendungen ist absolute Hygiene unerlässlich, um Reinfektionen zu vermeiden.

2. Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi)

 

Die Bärentraube ist ein immergrüner Zwergstrauch, der in lichten Kiefernwäldern, an trockenen, sonnigen Hängen, auf Heiden und in alpinen Regionen wächst. Sie bevorzugt kalkarme Böden und ist in Europa und Nordamerika verbreitet. In Deutschland steht die Bärentraube unter Naturschutz und darf nicht wild gesammelt werden. Die medizinisch genutzten Blätter können das ganze Jahr über geerntet werden, optimalerweise jedoch im Spätsommer und Herbst, da dann der Gehalt an Wirkstoffen am höchsten ist.

Der Hauptwirkstoff der Bärentraube ist Arbutin, ein Hydrochinonglykosid. Im Körper wird Arbutin in den Harnwegen enzymatisch zu Hydrochinon gespalten, das eine starke antiseptische (keimtötende) Wirkung entfaltet. Neben Arbutin enthält die Pflanze auch Methylarbutin, reichlich Gerbstoffe (bis zu 20%), wie Gallotannine und Ellagitannine, die adstringierend wirken, sowie Flavonoide (z.B. Quercetin, Myricetin) und Triterpene.

Der Tee aus Bärentraubenblättern ist ein traditionelles Mittel bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen, Blasenentzündungen und Reizblase. Für die Zubereitung wird oft ein Kaltauszug empfohlen, um die Freisetzung von Gerbstoffen zu minimieren und Magenreizungen vorzubeugen: 1-2 Teelöffel getrocknete Blätter in 150 ml kaltes Wasser geben, 6-12 Stunden ziehen lassen (am besten über Nacht), dann abseihen und kurz erwärmen. Bei einem Heißaufguss werden 1 Teelöffel Blätter mit 150 ml siedendem Wasser übergossen und 10-15 Minuten ziehen gelassen. Wichtige Hinweise: Die antiseptische Wirkung von Hydrochinon setzt nur bei alkalischem Urin ein. Daher sollte während der Anwendung auf säurebildende Lebensmittel verzichtet werden. Die Bärentraube sollte nicht über einen längeren Zeitraum (maximal 1 Woche) und nicht bei Schwangerschaft, Stillzeit oder Nierenerkrankungen angewendet werden. Sie kann bei empfindlichen Personen Magen-Darm-Beschwerden verursachen.

3. Beinwell (Symphytum officinale)

 

Beinwell gedeiht an feuchten Standorten, wie Bachläufen, Gräben, Ufern und feuchten Wiesen, und ist in Europa und Asien weit verbreitet. Die Wurzel ist der wichtigste arzneilich genutzte Teil und wird idealerweise im Frühling (März/April) vor dem Austrieb oder im Herbst (September/Oktober) nach dem Absterben der oberirdischen Teile geerntet, da zu diesen Zeiten die Wirkstoffkonzentration am höchsten ist. Blätter können während der Vegetationsperiode gesammelt werden.

Die prominentesten Inhaltsstoffe des Beinwells sind Allantoin, das die Zellregeneration und Wundheilung fördert, sowie ein hoher Anteil an Schleimstoffen, die reizlindernd und entzündungshemmend wirken. Weiterhin sind Gerbstoffe und Rosmarinsäure enthalten. Die Problematik des Beinwells liegt in den enthaltenen Pyrrolizidinalkaloiden (PA), wie Symphytin, Echinatin und Lycopsamin. Diese sind hepatotoxisch (leberschädigend) und potenziell kanzerogen, insbesondere bei langfristiger innerer Anwendung.

Aufgrund der Pyrrolizidinalkaloide wird Beinwell nicht mehr für die innere Anwendung empfohlen. Er wird ausschließlich äußerlich eingesetzt. Beinwellsalben, -umschläge oder -tinkturen werden traditionell bei Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen, Muskel- und Gelenkschmerzen (z.B. Arthrose) sowie zur Unterstützung der Knochenbruchheilung und bei Wunden angewendet. Die schleim- und allantoinreichen Extrakte fördern die Geweberegeneration und wirken schmerzlindernd. Wichtige Hinweise: Beinwell sollte nur auf intakter Haut angewendet werden, nicht auf offenen Wunden, da die Pyrrolizidinalkaloide sonst in den Blutkreislauf gelangen können. Die Anwendungsdauer und -häufigkeit sollten begrenzt sein (maximal 4-6 Wochen pro Jahr), um eine Akkumulation der PA zu vermeiden. Fertigpräparate aus der Apotheke sind oft PA-arm oder PA-frei gezüchtet.

4. Birkenblätter (Betula pendula, Betula pubescens)

 

Birken sind in ganz Europa heimisch und weit verbreitet, sie wachsen in Wäldern, an Waldrändern, auf Lichtungen und in Gärten. Sie sind anspruchslos und gedeihen auf verschiedenen Böden. Die jungen Blätter sind die arzneilich genutzten Teile und werden im Frühling, kurz nach dem Austrieb, typischerweise von April bis Mai, geerntet. Zu dieser Zeit ist der Gehalt an Flavonoiden und Saponinen am höchsten.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Birkenblätter sind Flavonoide, wie Hyperosid, Quercetin und Myricetin-Glykoside, die für die harntreibende (diuretische) Wirkung verantwortlich sind und antioxidativ wirken. Hinzu kommen Saponine, die eine leicht schleimlösende Wirkung besitzen, sowie Phenolcarbonsäuren und geringe Mengen an Gerbstoffen und ätherischen Ölen. Auch Vitamin C ist in den frischen Blättern enthalten.

Birkenblättertee ist ein klassisches Mittel zur Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten, Nierengrieß oder zur Vorbeugung von Harnsteinen. Er fördert die Harnausscheidung und hilft, die Harnwege zu reinigen. Für einen Tee übergießt man 1-2 Teelöffel getrocknete Birkenblätter mit 150 ml kochendem Wasser, lässt ihn 10 Minuten ziehen und seiht ihn ab. Täglich 2-3 Tassen trinken, dabei auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Junge, zarte Birkenblätter können auch in Salate oder Smoothies gegeben werden. Der im Frühjahr gewonnene Birkensaft wird traditionell als Frühjahrskur zur Entschlackung und Stärkung des Körpers getrunken. Äußerlich werden Birkenblätterextrakte in Haarpflegeprodukten bei fettigem Haar und Schuppen verwendet. Wichtiger Hinweis: Birkenblättertee sollte nicht bei Herz- oder Niereninsuffizienz angewendet werden, wenn Ödeme (Wassereinlagerungen) aufgrund eingeschränkter Herz- oder Nierenfunktion vorliegen.

5. Brunnenkresse (Nasturtium officinale)

 

Brunnenkresse wächst in klaren, kühlen Fließgewässern, an Quellen und in feuchten Gräben und ist in Europa, Asien und Nordamerika verbreitet. Oft wird sie auch in speziellen Kulturen angebaut. Das gesamte Kraut kann von März bis Oktober geerntet werden, am besten vor der Blüte, da es dann milder im Geschmack ist und einen höheren Wirkstoffgehalt aufweist.

Die charakteristischen und wichtigsten Inhaltsstoffe der Brunnenkresse sind die Glucosinolate (Senfölglukoside), insbesondere Benzylglucosinolat. Beim Zerkleinern der Pflanze werden diese enzymatisch zu scharfen Senfölen (Isothiocyanaten) wie Phenylethylisothiocyanat umgewandelt. Diese Senföle sind für den würzigen Geschmack und die ausgeprägten antibakteriellen, antiviralen und möglicherweise krebshemmenden Eigenschaften verantwortlich. Brunnenkresse ist zudem extrem reich an Vitamin C (mehr als Orangen!), Vitamin K und Provitamin A (Beta-Carotin). Sie enthält auch eine Fülle von Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium, Kalium, Magnesium, Zink und Jod sowie Flavonoide und Bitterstoffe.

Brunnenkresse sollte möglichst frisch und roh verzehrt werden, um die hitzeempfindlichen Senföle und Vitamine zu erhalten. Sie eignet sich hervorragend für Salate, Kräuterquark, Smoothies, Suppen (am Ende der Kochzeit hinzufügen) oder als würzige Beilage zu Brot. Der frisch gepresste Saft kann bei Atemwegserkrankungen oder als Stärkungsmittel getrunken werden. Traditionell wird Brunnenkresse bei Katarrhen der Atemwege (Husten, Bronchitis), zur Stärkung des Immunsystems, bei Frühjahrsmüdigkeit und zur Entgiftung eingesetzt. Die enthaltenen Senföle wirken antibiotisch und schleimlösend. Wichtiger Hinweis: Bei Schilddrüsenfunktionsstörungen sollte Brunnenkresse aufgrund des Jodgehalts nur in Maßen verzehrt werden. Bei empfindlichem Magen kann der hohe Senfölgehalt zu Reizungen führen. Es ist entscheidend, Brunnenkresse nur aus sauberen Gewässern zu sammeln oder aus dem Handel zu beziehen, um Parasitenbefall zu vermeiden.

6. Eibisch (Althaea officinalis)

 

Der Eibisch bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden und wächst an Flussufern, Gräben, feuchten Wiesen und in Uferdickichten. Er stammt ursprünglich aus Südeuropa und Asien und ist in Mitteleuropa eingebürgert. Die Blätter werden vor der Blüte im Juni/Juli geerntet, die Blüten von Juli bis September. Die Wurzel, der wichtigste arzneilich genutzte Teil, wird im Spätherbst (Oktober/November) oder im zeitigen Frühjahr (März) geerntet, da zu diesen Zeiten die Konzentration der Schleimstoffe am höchsten ist.

Die Hauptwirkstoffe des Eibischs sind die Schleimstoffe (Polysaccharide), insbesondere Pektine, Arabinogalactane und Glucane, die in der Wurzel besonders reichlich vorhanden sind (bis zu 25-35%). Diese Schleimstoffe bilden eine schützende Schicht auf den Schleimhäuten, lindern Reizungen und Hustenreiz. Zudem enthält Eibisch Flavonoide, Gerbstoffe und die Aminosäure Asparagin.

Die Anwendung des Eibischs konzentriert sich auf seine reizlindernden Eigenschaften. Ein Tee aus der Wurzel wird klassisch als Kaltauszug zubereitet, um die Schleimstoffe optimal zu lösen und hitzeempfindliche Inhaltsstoffe zu schützen: 1-2 Teelöffel geschnittene Eibischwurzel mit 250 ml kaltem Wasser ansetzen, 30 Minuten bis mehrere Stunden (oder über Nacht) ziehen lassen, dann abseihen und vor dem Trinken leicht erwärmen (nicht kochen!). Dieser Tee hilft bei trockenem Reizhusten, Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, Halsschmerzen und bei Reizungen des Magen-Darm-Traktes. Blätter und Blüten können ebenfalls als Tee zubereitet werden, haben aber einen geringeren Schleimstoffgehalt. Eibisch ist oft Bestandteil von Hustensäften und Lutschtabletten. Wichtiger Hinweis: Da Eibisch eine schützende Schleimschicht bildet, kann dies die Aufnahme anderer Medikamente verzögern. Es empfiehlt sich, einen zeitlichen Abstand von mindestens einer Stunde zur Einnahme von Medikamenten einzuhalten.

7. Frauenmantel (Alchemilla vulgaris agg.)

 

Der Frauenmantel ist eine Sammelart vieler kleiner Arten, die in ganz Europa verbreitet ist. Man findet ihn häufig auf feuchten Wiesen, Weiden, an Waldrändern und in lichten Wäldern, oft auf nährstoffreichen Böden. Charakteristisch sind die morgendlichen Wassertropfen (Guttation) in den Blättern. Das blühende Kraut wird hauptsächlich von Mai bis August geerntet, obwohl die Blätter auch schon früher im Frühjahr gesammelt werden können.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Frauenmantels sind seine Gerbstoffe, die bis zu 8% ausmachen und insbesondere Gallotannine und Ellagitannine umfassen. Diese sind für die adstringierende (zusammenziehende), entzündungshemmende und blutstillende Wirkung verantwortlich. Des Weiteren enthält der Frauenmantel Flavonoide, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken, sowie Bitterstoffe und in geringen Mengen Saponine und Salicylsäure.

Der Tee aus Frauenmantel ist ein klassisches Frauenkraut. Er wird traditionell bei Menstruationsbeschwerden (starke Blutungen, Krämpfe), zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden, bei Scheidenentzündungen oder als Geburtsvorbereitungstee eingesetzt. Er wirkt regulierend auf den weiblichen Hormonhaushalt und stärkt das Bindegewebe. Für einen Tee übergießt man 1-2 Teelöffel getrocknetes Kraut mit 250 ml kochendem Wasser, lässt ihn 10 Minuten ziehen und seiht ihn ab. Man kann täglich 2-3 Tassen davon trinken. Äußerlich kann Frauenmanteltee als Sitzbad oder Umschlag bei entzündlichen Hauterkrankungen, Wunden und zur Straffung des Bindegewebes (zum Beispiel nach der Geburt) angewendet werden, da die adstringierende Wirkung hilft, Schleimhäute zusammenzuziehen und Entzündungen zu lindern. Junge Blätter können in geringen Mengen auch in Salate gegeben werden, sie schmecken leicht herb.

8. Giersch (Aegopodium podagraria)

 

Giersch ist ein äußerst widerstandsfähiges Wildkraut, das in ganz Europa und Asien verbreitet ist. Er wächst bevorzugt in Gärten, auf Äckern, in schattigen bis halbschattigen Lagen, unter Bäumen und Sträuchern, auf nährstoffreichen Böden. Viele Gartenbesitzer kennen ihn als "Unkraut", dabei ist er ein wertvolles Heil- und Speisekraut. Die jungen, frischen Blätter können von März bis Oktober geerntet werden, am besten vor der Blüte, da sie dann am zartesten sind und der Geschmack milder ist. Die Blüten und Samen können im Sommer ebenfalls verwendet werden.

Giersch ist extrem reich an Vitamin C (mehr als Zitronen!), Provitamin A (Beta-Carotin) und Vitamin K. Er enthält eine Fülle an Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kupfer, Mangan und Bor, wobei besonders der hohe Gehalt an Eisen und Kalzium hervorzuheben ist. Auch pflanzliches Eiweiß ist in relativ hoher Konzentration vorhanden. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken, geringe Mengen an Cumarinen und ätherische Öle, die dem Kraut seinen typischen, leicht würzigen Geschmack verleihen.

Die Verzehrempfehlung und Anwendung des Gierschs ist vielfältig. Junge Gierschblätter sind ein hervorragender und nahrhafter Zusatz zu Salaten und haben einen würzigen, leicht petersilienähnlichen Geschmack. Giersch kann auch wie Spinat gekocht oder gedünstet werden und passt gut zu Kartoffeln, Nudeln oder Reis. Er ist ideal für grüne Smoothies oder zur Herstellung von würzigem Pesto. Man kann ihn auch Suppen eine würzige Note verleihen oder in Kräuterquark und Aufstriche mischen. Traditionell wird Giersch aufgrund seiner harntreibenden, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften bei Gicht, Rheuma und anderen Gelenkerkrankungen eingesetzt. Er wirkt entschlackend und kann bei Frühjahrskuren helfen.

9. Johanniskraut (Hypericum perforatum)

 

Johanniskraut wächst an sonnigen Standorten auf trockenen bis mäßig feuchten Böden, an Wegrändern, Böschungen, auf mageren Wiesen und in lichten Wäldern. Es ist in Europa, Asien und Nordafrika weit verbreitet. Die beste Erntezeit für das blühende Kraut ist um den Johannistag (24. Juni) herum, wenn die Pflanze in voller Blüte steht, da die Blütenknospen und Blüten die wichtigsten Teile für die Gewinnung der Wirkstoffe sind.

Die zentralen Inhaltsstoffe des Johanniskrauts sind Hyperforin und HypericinHyperforin ist der Hauptwirkstoff, der für die stimmungsaufhellende Wirkung verantwortlich ist, indem er die Wiederaufnahme von Neurotransmittern wie Serotonin und Noradrenalin beeinflusst. Hypericin ist ein roter Farbstoff, der ebenfalls zur antidepressiven Wirkung beiträgt, aber auch für die photosensibilisierende (lichtempfindlich machende) Wirkung bekannt ist. Des Weiteren enthält Johanniskraut Flavonoide wie Rutin, Hyperosid und Quercitrin, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken, sowie Gerbstoffe und ätherische Öle in geringen Mengen.

Die Anwendung von Johanniskraut erfolgt sowohl innerlich als auch äußerlich. Innerlich wird Johanniskraut vor allem bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden, Angstzuständen und Nervosität eingesetzt. Es dauert in der Regel 2-4 Wochen, bis eine Wirkung spürbar wird. Hierfür werden meist standardisierte Extrakte in Form von Tabletten oder Kapseln verwendet, da diese eine definierte Menge an Wirkstoffen enthalten. Ein Tee hat einen geringeren Wirkstoffgehalt und wird eher bei nervöser Unruhe verwendet; hierfür übergießt man 2 Teelöffel Kraut mit 250 ml kochendem Wasser und lässt es 10 Minuten ziehen. Äußerlich wird das rote Johanniskrautöl (Rotöl) eingesetzt. Es wird aus den frischen Blüten hergestellt, indem diese in Pflanzenöl eingelegt und an der Sonne ziehen gelassen werden. Es wird bei Muskel- und Nervenschmerzen, Prellungen, Zerrungen, Hexenschuss, Rheuma und zur Wundheilung (leichte Verbrennungen, Sonnenbrand, Schnittwunden) angewendet, da es entzündungshemmend, schmerzlindernd und regenerierend wirkt. Wichtige Hinweise: Johanniskraut kann die Wirkung vieler Medikamente beeinflussen und abschwächen, darunter die Anti-Baby-Pille, Blutgerinnungshemmer, Immunsuppressiva und bestimmte Antidepressiva. Eine gleichzeitige Einnahme sollte immer mit einem Arzt oder Apotheker besprochen werden. Johanniskraut kann die Haut lichtempfindlicher machen, daher sollte während der Einnahme direkte Sonneneinstrahlung und Solarienbesuche vermieden werden. Nicht bei Kindern unter 12 Jahren, in Schwangerschaft und Stillzeit anwenden.

10. Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)

 

Die Kapuzinerkresse stammt ursprünglich aus Südamerika, wird aber heute weltweit als Zierpflanze und Gemüsekraut in Gärten, auf Balkonen und in Topfkulturen angebaut. Sie bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und nährstoffreiche, feuchte Böden. Die Blätter, Blüten und unreifen Samen können von Mai bis zum ersten Frost geerntet werden.

Die wichtigsten Wirkstoffe der Kapuzinerkresse sind die Glucosinolate (Senfölglukoside), insbesondere Benzylglucosinolat (Glucotropaeolin). Beim Zerkleinern der Pflanze werden diese durch das Enzym Myrosinase zu scharfen Senfölen (Isothiocyanaten), wie Benzylisothiocyanat, umgewandelt. Diese Senföle wirken stark antibiotisch, antiviral und antimykotisch. Weiterhin ist Kapuzinerkresse reich an Vitamin C und Carotinoiden (Provitamin A) und enthält Mineralstoffe wie Kalium, Eisen, Schwefel und Phosphor sowie Flavonoide.

Kapuzinerkresse sollte idealerweise frisch und roh verzehrt werden, da Hitze die empfindlichen Senföle zerstört. Blätter, Blüten und unreife Samen haben einen scharfen, würzigen Geschmack, der an Kresse oder Rettich erinnert. Sie eignen sich hervorragend für Salate, Kräuterquark, Sandwiches, Suppen (kurz vor dem Servieren hinzufügen) und zur Dekoration. Die unreifen Samen können auch eingelegt werden, ähnlich wie Kapern. Traditionell wird Kapuzinerkresse bei Erkältungen, Bronchitis, Sinusitis und Harnwegsinfekten eingesetzt, da die Senföle über die Lungen und Nieren ausgeschieden werden und dort ihre antibiotische Wirkung entfalten. Sie ist oft in Kombination mit Meerrettich in pflanzlichen Antibiotika aus der Apotheke zu finden. Wichtige Hinweise: Bei Magen- oder Darmgeschwüren, akuten Nierenentzündungen oder einer Allergie gegen Senföle sollte Kapuzinerkresse nicht angewendet werden. Bei empfindlichem Magen kann der hohe Senfölgehalt zu Reizungen führen.

11. Lavendel (Lavandula angustifolia)

 

Der Echte Lavendel stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, insbesondere aus felsigen, sonnigen Gebieten. Heute wird er weltweit in Gärten und auf großen Feldern angebaut. Er bevorzugt sonnige Standorte und durchlässige, kalkhaltige Böden. Die Blütenstände werden geerntet, sobald die ersten Blüten geöffnet sind, aber noch vor der vollständigen Blüte, um den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen zu gewährleisten. Dies ist typischerweise von Juni bis August.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Lavendels sind seine ätherischen Öle, deren Hauptbestandteile Linalylacetat (ca. 30-50%, verantwortlich für den charakteristischen Duft und die beruhigende Wirkung) und Linalool (ca. 20-45%) sind. Weitere Bestandteile sind Cineol, Campher und Limonen. Das ätherische Öl wirkt beruhigend, angstlösend, entzündungshemmend und leicht krampflösend. Daneben enthält Lavendel Cumarine, Flavonoide und geringe Mengen an Gerbstoffen.

Der Tee aus Lavendelblüten wird bei nervöser Unruhe, Schlafstörungen, Angstzuständen und Magen-Darm-Beschwerden (nervöser Magen) eingesetzt. 1-2 Teelöffel getrocknete Lavendelblüten mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5-10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Das reine ätherische Lavendelöl ist eines der vielseitigsten Öle in der Aromatherapie. Es wird zur Entspannung in Duftlampen oder als Badezusatz (mit Emulgator!) verwendet. Verdünnt kann es auch bei Kopfschmerzen oder zur Beruhigung auf die Schläfen gerieben werden. Ein Bad mit Lavendelblüten oder einigen Tropfen ätherischem Öl (emulgiert in Honig oder Milch) wirkt entspannend und schlaffördernd. Getrocknete Lavendelblüten können sparsam in der mediterranen Küche, in Desserts oder zur Herstellung von Lavendelzucker verwendet werden. Wichtige Hinweise: Ätherisches Lavendelöl sollte niemals unverdünnt auf die Haut aufgetragen oder innerlich eingenommen werden. Bei Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern sollte die Anwendung nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Selten können allergische Reaktionen auftreten.

12. Lindenblüten (Tilia cordata, Tilia platyphyllos)

 

Winter- und Sommerlinden sind in ganz Europa heimische Bäume, die häufig in Wäldern, Parks, an Alleen und in Gärten zu finden sind. Sie bevorzugen nährstoffreiche, feuchte Böden. Die Blüten mit den dazugehörigen Hochblättern werden geerntet, wenn sie gerade geöffnet sind, typischerweise von Juni bis Juli, je nach Lindenart und Region.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Lindenblüten sind Schleimstoffe (Polysaccharide), insbesondere Arabinogalactane, die bis zu 10% ausmachen. Sie wirken reizlindernd, schützend auf Schleimhäute und hustenreizlindernd. Weiterhin enthalten sie Flavonoide wie Rutin, Hyperosid, Quercitrin und Tilirosid. Diese wirken antioxidativ, entzündungshemmend und leicht krampflösend, wobei Tilirosid für die schweißtreibende Wirkung mitverantwortlich ist. Ein geringer Anteil an ätherischem Öl, das Farnesol enthält, verleiht den typischen Duft und wirkt leicht beruhigend und krampflösend.

Lindenblütentee ist ein bewährtes Hausmittel bei Erkältungen, grippalen Infekten, Fieber, Husten und Halsschmerzen. Er wirkt schweißtreibend (fiebersenkend), schleimlösend und reizlindernd. Für einen Tee übergießt man 1-2 Teelöffel getrocknete Lindenblüten mit 250 ml kochendem Wasser, lässt ihn 10 Minuten zugedeckt ziehen (damit die ätherischen Öle nicht entweichen) und seiht ihn ab. Mehrere Tassen über den Tag verteilt trinken, bei Fieber heiß ins Bett. Ein Lindenblütenbad wirkt beruhigend und kann bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen helfen. Wichtiger Hinweis: Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte Lindenblütentee nur nach Rücksprache mit einem Arzt in größeren Mengen getrunken werden, da er kreislaufanregend wirken kann.

13. Löwenzahn (Taraxacum officinale)

 

Der Löwenzahn ist eine überaus bekannte und widerstandsfähige Wildpflanze, die man nahezu überall finden kann. Er wächst auf Wiesen, Weiden, Äckern, an Wegrändern und in Gärten. Seine Vorkommen erstrecken sich über ganz Mitteleuropa und viele andere gemäßigte Zonen der Welt. Die Erntezeit ist flexibel: Die Blätter können von Frühling bis Herbst gesammelt werden, die Blüten von April bis Juni, und die Wurzeln entweder im Frühling vor dem Austrieb oder im Herbst nach dem Absterben der oberirdischen Teile, da zu diesen Zeiten die Wirkstoffkonzentration in der Wurzel am höchsten ist.

Die Inhaltsstoffe des Löwenzahns sind vielfältig und machen ihn zu einem potenten Heilkraut. Die wichtigsten sind Bitterstoffe, allen voran das Taraxacin. Diese Bitterstoffe regen die Verdauung an, fördern die Gallenproduktion und unterstützen die Leberfunktion. Weiterhin enthält Löwenzahn reichlich Flavonoide, die antioxidativ wirken, und eine Fülle an Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Eisen und Magnesium. Auch die Vitamine A (als Beta-Carotin) und C sind in beachtlichen Mengen vorhanden. In der Wurzel ist zudem das Präbiotikum Inulin enthalten, das die Darmflora positiv beeinflusst.

Die Verzehrempfehlung und Anwendung des Löwenzahns ist breit gefächert. Die jungen, zarten Blätter eignen sich hervorragend für Salate oder Smoothies und verleihen diesen eine leicht herbe, würzige Note. Sie können auch wie Spinat gedünstet werden. Die Blüten können roh gegessen, zu Gelee verarbeitet oder sogar gebraten werden. Aus den gerösteten Wurzeln lässt sich ein kaffeeähnliches Getränk zubereiten, das als gesunder Kaffee-Ersatz dient. Als Tee (aus Blättern und/oder Wurzeln) wird Löwenzahn zur Anregung des Stoffwechsels, zur Entwässerung bei Wassereinlagerungen, zur Unterstützung der Leber- und Gallenfunktion sowie zur Entschlackung im Rahmen von Frühjahrskuren eingesetzt. Er kann auch bei Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Völlegefühl lindernd wirken.

14. Mariendistel (Silybum marianum)

 

Die Mariendistel ist eine imposante Distelart, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, sich aber mittlerweile in ganz Europa und anderen gemäßigten Zonen verbreitet hat. Man findet sie häufig an sonnigen, trockenen Standorten, an Wegrändern, Schuttplätzen und auf Brachflächen. Die Früchte (die eigentlichen Samen) sind der medizinisch relevante Teil der Pflanze und werden im Spätsommer bis Herbst geerntet, sobald die Samen reif sind und die Hüllblätter trocken werden.

Die herausragenden Inhaltsstoffe der Mariendistel sind die Flavonolignane, die unter dem Sammelbegriff Silymarin bekannt sind. Silymarin ist ein Komplex aus verschiedenen chemischen Verbindungen, darunter Silybin, Isosilybin, Silychristin und Silydiamin. Diese Verbindungen sind für die leberschützende und leberregenerierende Wirkung der Mariendistel verantwortlich. Sie wirken stark antioxidativ, entzündungshemmend und stabilisieren die Zellmembranen der Leberzellen, wodurch sie vor Toxinen geschützt werden. Die Mariendistel enthält zudem Flavonoide, die ebenfalls antioxidative Eigenschaften besitzen, sowie in geringen Mengen Öl und Proteine in den Samen.

Die Verzehrempfehlung und Anwendung der Mariendistel konzentriert sich hauptsächlich auf die Unterstützung der Leberfunktion. Aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit von Silymarin wird Mariendistel nicht als Tee empfohlen, da die Wirkstoffe dabei kaum extrahiert werden. Stattdessen werden standardisierte Extrakte aus den Mariendistelfrüchten in Form von Kapseln oder Tabletten verwendet. Diese sind in der Apotheke erhältlich und garantieren eine definierte Menge an Silymarin, die für die therapeutische Wirkung notwendig ist. Mariendistelpräparate werden zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen, Leberzirrhose und toxischen Leberschäden (z.B. durch Alkohol, Medikamente oder Umweltgifte) eingesetzt. Sie unterstützen die Regeneration geschädigter Leberzellen und schützen die Leber vor weiteren Schäden. Auch bei Verdauungsbeschwerden, die auf eine schwache Leber-Galle-Funktion zurückzuführen sind, kann Mariendistel helfen.

15. Melisse (Melissa officinalis)

 

Die Melisse, auch Zitronenmelisse genannt, ist eine beliebte Gartenpflanze, die ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum stammt, aber heute in ganz Europa in Gärten und als Kulturpflanze verbreitet ist. Sie bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und nährstoffreiche, gut durchlässige Böden. Die Blätter und das blühende Kraut sind die genutzten Pflanzenteile. Die Erntezeit ist während der Blüte von Juni bis August, idealerweise vormittags, wenn der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten ist.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Melisse sind die ätherischen Öle, deren Hauptbestandteile Citral (Geranial und Neral) und Citronellal sind. Diese verleihen der Melisse ihren charakteristischen zitronigen Duft und sind für ihre beruhigenden, krampflösenden und antiviralen Eigenschaften verantwortlich. Daneben enthält Melisse Lamiaceen-Gerbstoffe (z.B. Rosmarinsäure), die adstringierend und antiviral wirken, sowie Flavonoide, die antioxidativ sind, und Bitterstoffe, welche die Verdauung unterstützen.

Die Verzehrempfehlung und Anwendung der Melisse ist vielseitig. Als Tee ist Melisse ein klassisches Beruhigungsmittel. Sie wird bei nervöser Unruhe, Schlafstörungen, Angstzuständen, Herzklopfen nervösen Ursprungs und funktionellen Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Blähungen, Krämpfe, nervöser Magen) eingesetzt. Für einen Tee übergießt man 1-2 Teelöffel getrocknete Melissenblätter mit 250 ml kochendem Wasser, lässt ihn 5-10 Minuten zugedeckt ziehen (um die flüchtigen ätherischen Öle zu bewahren) und seiht ihn dann ab. Mehrere Tassen täglich können getrunken werden. Frische Melissenblätter sind eine wunderbare Zutat für Salate, Desserts, Getränke (z.B. Limonaden) und Kräuterquark. Das ätherische Melissenöl wird in der Aromatherapie zur Beruhigung verwendet und äußerlich kann Melissentinktur oder -öl bei Lippenherpes (Herpes simplex) angewendet werden, da es eine antivirale Wirkung besitzt.

16. Pfefferminze (Mentha x piperita)

 

Die Pfefferminze ist eine Hybridpflanze, die durch eine Kreuzung von Wasserminze und Grüner Minze entstanden ist. Sie ist weltweit in Gärten und als Kulturpflanze verbreitet und gedeiht am besten an feuchten Standorten mit durchlässigem Boden in sonnigen bis halbschattigen Lagen. Die Blätter sind die hauptsächlich genutzten Pflanzenteile und werden am besten vor der Blüte von Mai bis September geerntet, da zu diesem Zeitpunkt der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten ist.

Die charakteristischen Inhaltsstoffe der Pfefferminze sind ihre ätherischen Öle, deren Hauptbestandteile Menthol (bis zu 50%) und Menthon (ca. 10-30%) sind. Menthol ist für den kühlenden Effekt und den frischen Geruch verantwortlich und wirkt krampflösend und schmerzlindernd. Weitere Bestandteile des ätherischen Öls sind Menthofuran und Cineol. Daneben enthält Pfefferminze Flavonoide, die antioxidativ wirken, sowie Gerbstoffe und Bitterstoffe, die zur Verdauungsförderung beitragen.

Die Verzehrempfehlung und Anwendung der Pfefferminze ist sehr breit. Als Tee ist sie ein beliebtes Hausmittel bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit und Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, da sie krampflösend und gallenflussfördernd wirkt. Auch bei Kopfschmerzen (insbesondere Spannungskopfschmerz) und Erkältungen kann Pfefferminztee lindernd sein. Für einen Tee übergießt man 1-2 Teelöffel getrocknete Pfefferminzblätter mit 250 ml kochendem Wasser, lässt ihn 5-10 Minuten zugedeckt ziehen und seiht ihn ab. Frische Pfefferminzblätter sind eine beliebte Zutat für Getränke (z.B. Mojito), Desserts, Salate und orientalische Gerichte. Pfefferminzöl wird äußerlich bei Spannungskopfschmerzen auf Schläfen und Stirn aufgetragen und innerlich als magensaftresistente Kapseln bei Reizdarmsyndrom eingesetzt.

17. Ringelblume (Calendula officinalis)

 

Die Ringelblume ist eine einjährige Gartenpflanze, die ursprünglich aus Südeuropa stammt, aber heute weltweit in Gärten, auf Äckern und in Parkanlagen kultiviert wird. Sie bevorzugt sonnige Standorte und nährstoffreiche, durchlässige Böden. Die Blütenköpfe sind die arzneilich genutzten Pflanzenteile und werden von Juni bis Oktober geerntet, wenn sie vollständig geöffnet sind, am besten an einem sonnigen, trockenen Vormittag.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Ringelblume sind ihre Triterpensaponine (z.B. Oleanolsäureglykoside), die entzündungshemmend und wundheilungsfördernd wirken. Des Weiteren enthält sie Flavonoide (z.B. Isorhamnetin-Glykoside und Quercetin-Glykoside), die antioxidativ und entzündungshemmend sind, sowie Carotinoide (verantwortlich für die orange Farbe der Blüten), die Vorstufen von Vitamin A sind und ebenfalls antioxidative Eigenschaften besitzen. Polysaccharide tragen zu ihrer immunstimulierenden Wirkung bei. Geringere Mengen an ätherischem Öl und Gerbstoffen sind ebenfalls vorhanden.

Die Ringelblume wird fast ausschließlich äußerlich angewendet. Sie ist ein bewährtes Mittel zur Wundheilung bei schlecht heilenden Wunden, Schnittwunden, Schürfwunden, Verbrennungen ersten Grades und Sonnenbrand. Sie wirkt entzündungshemmend, fördert die Neubildung von Gewebe und besitzt antimikrobielle Eigenschaften. Ringelblumensalben, -cremes, -tinkturen oder -umschläge werden auch bei Hautentzündungen, Ekzemen, Akne, Krampfadern und Hämorrhoiden eingesetzt. Für einen Umschlag kann man einen starken Teeaufguss aus 1-2 Teelöffeln Ringelblumenblüten und 250 ml kochendem Wasser zubereiten, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und abkühlen lassen, bevor man ihn auf die Haut aufträgt. Fertigpräparate aus der Apotheke oder Drogerie sind jedoch oft wirksamer, da sie standardisierte Extrakte enthalten.

18. Salbei (Salvia officinalis)

 

Der Salbei ist ein immergrüner Halbstrauch, der ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt und dort auf trockenen, sonnigen Hängen wächst. Heute wird er weltweit in Gärten und als Gewürz- und Heilpflanze angebaut. Er bevorzugt sonnige Standorte und durchlässige, kalkhaltige Böden. Die Blätter sind die genutzten Pflanzenteile und werden vor oder während der Blüte, typischerweise von Mai bis Juli, geerntet.

Die Hauptwirkstoffe des Salbeis sind die ätherischen Öle, deren Zusammensetzung je nach Sorte variiert, aber typischerweise ThujonCineol (Eukalyptol) und Campher enthält. Thujon ist in höheren Dosen neurotoxisch, daher sollte Salbeiöl nur vorsichtig angewendet werden. Diese Öle sind für die stark antiseptische (bakterien-, viren- und pilzhemmende), entzündungshemmende und krampflösende Wirkung des Salbeis verantwortlich. Des Weiteren enthält Salbei reichlich Gerbstoffe (z.B. Rosmarinsäure, Kaffeesäure), die adstringierend (zusammenziehend) wirken und Schleimhäute schützen. Flavonoide und Bitterstoffe sind ebenfalls vorhanden.

Die Verzehrempfehlung und Anwendung des Salbeis ist vielfältig. Als Tee (2 Teelöffel getrocknete Blätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen) wird er bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum (Halsschmerzen, Zahnfleischentzündungen, Aphthen), aber auch bei übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) und Verdauungsbeschwerden (Blähungen, Krämpfe) eingesetzt. Bei Schwitzen kann er innerlich angewendet werden, wobei die Wirkung erst nach einigen Tagen eintritt. Zum Gurgeln bei Halsweh lässt man den Tee abkühlen. Frische Salbeiblätter sind ein beliebtes Gewürz in der mediterranen Küche, passen gut zu Fleisch, Fisch und Pasta (z.B. Salbeibutter). Das ätherische Salbeiöl ist sehr potent und sollte nur unter fachkundiger Anleitung verwendet werden.

19. Schafgarbe (Achillea millefolium)

 

Die Schafgarbe ist eine weit verbreitete Wildpflanze, die man auf Wiesen, Weiden, an Wegrändern, auf Böschungen und in Gärten findet. Sie ist in Europa, Asien und Nordamerika heimisch und bevorzugt sonnige Standorte und eher trockene bis mäßig feuchte Böden. Das gesamte blühende Kraut wird geerntet, typischerweise von Juni bis September, während der Hauptblütezeit.

Die Schafgarbe ist reich an verschiedenen Wirkstoffen. Zu den wichtigsten gehören die ätherischen Öle, deren Zusammensetzung je nach Chemotyp variiert, aber typischerweise Chamazulen (das sich bei Wasserdampfdestillation aus Proazulenen bildet und für die blaue Farbe von Schafgarbenöl verantwortlich ist), Cineol und Caryophyllen enthält. Diese Öle wirken entzündungshemmend und krampflösend. Des Weiteren sind Flavonoide wie Apigenin und Luteolin enthalten, die ebenfalls entzündungshemmend und krampflösend wirken. Bitterstoffe fördern die Verdauung, und Cumarine können eine leicht blutverdünnende Wirkung haben. Auch Gerbstoffe sind vorhanden, die adstringierend wirken.

Die Anwendung der Schafgarbe ist sehr vielseitig. Als Tee (1-2 Teelöffel Kraut mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen) wird sie innerlich bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Krämpfen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit eingesetzt, da sie die Gallensekretion anregt und krampflösend wirkt. Sie ist auch ein bewährtes Frauenkraut und wird bei Menstruationsbeschwerden (Krämpfe, unregelmäßige Blutungen) angewendet. Äußerlich kann Schafgarbentee oder eine Tinktur für Sitzbäder bei entzündlichen Erkrankungen im Beckenbereich oder bei Hämorrhoiden genutzt werden. Bei kleineren Wunden oder Hautentzündungen können Umschläge mit Schafgarbentee die Heilung unterstützen und Entzündungen lindern. Frisch zerdrückte Blätter können als "Erste-Hilfe-Pflaster" auf kleine Wunden gelegt werden, um Blutungen zu stillen.

20. Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

 

Der Spitzwegerich ist ein weit verbreitetes Wildkraut, das man auf Wiesen, Weiden, an Wegrändern und auf Äckern findet. Er ist in Europa und Asien heimisch und wächst auf nahezu allen Böden. Die Blätter können von Frühling bis Herbst geerntet werden, die Blütenähren von Mai bis September.

Die Hauptwirkstoffe des Spitzwegerichs sind Schleimstoffe, die in den Blättern bis zu 6% ausmachen. Diese Schleimstoffe legen sich schützend auf die Schleimhäute und wirken reizlindernd. Weiterhin enthält die Pflanze Iridoidglykoside wie Aucubin, das antibiotische und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Gerbstoffe wirken adstringierend und unterstützen die Wundheilung. Auch Flavonoide und Kieselsäure sind in den Blättern enthalten.

Die Anwendung des Spitzwegerichs erfolgt sowohl innerlich als auch äußerlich. Als Tee (1-2 Teelöffel getrocknete Blätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen) ist er ein bewährtes Mittel bei Husten und anderen Atemwegserkrankungen, da er schleimlösend und hustenreizlindernd wirkt. Die Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm über die gereizten Schleimhäute. Äußerlich ist der Spitzwegerich ein klassisches "Wundkraut". Frisch zerdrückte Blätter können direkt auf Insektenstiche, kleine Wunden, Schürfwunden oder Blasen gelegt werden, um Schwellungen und Juckreiz zu lindern, Blutungen zu stillen und die Wundheilung zu fördern. Die enthaltenen Wirkstoffe wirken entzündungshemmend und leicht antibakteriell. Spitzwegerichtinkturen oder -salben sind ebenfalls für die äußerliche Anwendung erhältlich.

21. Thymian (Thymus vulgaris)

 

Der Echte Thymian ist ein kleiner, immergrüner Halbstrauch, der ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeerraum stammt und dort auf trockenen, sonnigen Hängen wächst. Heute wird er weltweit in Gärten und als Gewürz- und Heilpflanze angebaut. Er bevorzugt sonnige Standorte und gut durchlässige, kalkhaltige Böden. Die Blätter und das blühende Kraut sind die genutzten Pflanzenteile und werden vor oder während der Blüte, typischerweise von Mai bis Juli, geerntet.

Die zentralen und wichtigsten Inhaltsstoffe des Thymians sind seine ätherischen Öle, deren Hauptbestandteile Thymol und Carvacrol sind. Diese phenolischen Verbindungen sind für die starken antibakteriellen, antiviralen, antimykotischen und schleimlösenden Eigenschaften des Thymians verantwortlich. Sie wirken auch krampflösend auf die Bronchien. Des Weiteren enthält Thymian Gerbstoffe, die adstringierend wirken, sowie Flavonoide, die antioxidativ sind, und Bitterstoffe.

Die Verzehrempfehlung und Anwendung des Thymians ist vielfältig. Als Tee (1-2 Teelöffel getrocknetes Kraut mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, um die ätherischen Öle zu bewahren) ist er ein hervorragendes Mittel bei Husten, Bronchitis, Erkältungen und Entzündungen der Atemwege. Er hilft, zähen Schleim zu lösen und das Abhusten zu erleichtern, und bekämpft gleichzeitig Krankheitserreger. Thymian wird auch zum Gurgeln bei Hals- und Rachenentzündungen verwendet. Frisch oder getrocknet ist Thymian ein beliebtes Gewürz in der mediterranen Küche, das gut zu Fleisch, Gemüse, Suppen und Saucen passt. Das ätherische Thymianöl ist sehr potent und sollte nur unter fachkundiger Anleitung und stark verdünnt angewendet werden, zum Beispiel für Inhalationen bei Erkältungen oder als Badezusatz.


22. Wacholder (Juniperus communis)

 

Der Gemeine Wacholder ist ein immergrüner Nadelbaum oder Strauch, der in Europa, Asien und Nordamerika verbreitet ist. Er wächst auf mageren Böden, an sonnigen Heiden, Trockenrasen, in lichten Wäldern und auf Moorflächen. Die medizinisch genutzten Teile sind die reifen, blauschwarzen Beeren (eigentlich Zapfen), die im Herbst des zweiten Jahres nach der Blüte geerntet werden, typischerweise von September bis November.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Wacholderbeeren sind die ätherischen Öle (ca. 0,5-2,0%), deren Hauptbestandteile Monoterpene wie α-Pinen, Myrcen, Sabinen und Limonen sind. Diese Öle sind für die harntreibende (diuretische) und antiseptische Wirkung in den Harnwegen verantwortlich. Weiterhin enthalten Wacholderbeeren Flavonoide, die antioxidativ wirken, sowie GerbstoffeBitterstoffe und in geringen Mengen Zucker.

Die Wacholderbeeren werden hauptsächlich zur Förderung der Harnwegstätigkeit und als Gewürz verwendet. Als Tee (1 Teelöffel leicht zerdrückte Beeren mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen) wird er zur Durchspülungstherapie bei leichten Harnwegsinfektionen, zur Anregung der Nierentätigkeit und zur Vorbeugung von Nierengrieß eingesetzt. Wacholderbeeren sind auch ein bekanntes Gewürz in der Küche, besonders für Wildgerichte, Sauerkraut und Marinaden, wobei sie einen harzig-würzigen Geschmack verleihen. Sie sind auch der Hauptbestandteil von Gin. Wichtige Hinweise: Wacholderbeeren sollten nicht in der Schwangerschaft und bei entzündlichen Nierenerkrankungen (z.B. Nierenbeckenentzündung, Niereninsuffizienz) angewendet werden, da die ätherischen Öle die Nieren reizen können. Die Anwendung sollte auf kurze Zeiträume beschränkt sein.